- Gleichstellung

"Auf Augenhöhe verhandeln"

v.li:Gleichstellungsbeauftragte Astrid Brokamp, kfd Ständiger Ausschuss Frauen und Erwerbsarbeit: Ursula Junker Schlarmann, Ulrike kl. Hillmann, Jutta Arkenberg

Frauen fordern gleichen Lohn für gleiche Arbeit

„Wenn Frauen genauso viel verdienen würden wie Männer, wären sie ja keine Frauen mehr. Schließlich haben sich die Männer ihre Privilegien (= ihre höheren Löhne) hart ererbt.“ Mit dieser Aussage brachten die „Visbeker Bunten Frauen“ die Botschaft des Equal Pay Day auf den Punkt. Die Stimmung der ca. 90 Frauen, die am vergangenen Samstag der Einladung der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (kfd) zum politischen Frauenfrühstück nach Lohne gefolgt waren, traf die Kabarettgruppe damit genau. Der Veranstaltung stand im Zeichen des Equal Pay Day, der in diesem Jahr am 17. März begangen wird. Sein Motto:Auf Augenhöhe verhandeln - wir sind bereit“.

Seit 2011 weisen europäische Frauenverbände mit dieser Aktion auf die ungleiche Entlohnung von Frauen und Männern hin. Die Bewegung entstand schon 1966 in den USA. Geändert hat sich seitdem aber wenig. Deutschland liegt im europäischen Vergleich immer noch weit hinten auf dem drittletzten Platz. Noch immer verdienen Frauen hier durchschnittlich 21 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

Foto:U.kl.Hillmann
Foto:U.kl.Hillmann
Foto:U.kl.Hillmann

Frauen würden aber nicht nur beim Thema Entlohnung benachteiligt, machte Astrid Brokamp, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Vechta, klar. Auch in der Verwaltung, Politik und Wirtschaft seien sie deutlich unterrepräsentiert. Sehe es im Bundestag mit einer Frauenquote von 31 Prozent noch vergleichsweise gut aus, so wären im niedersächsischen Landtag nur 21, in den Gemeinderäten von Bakum und Vechta 16 und im Vechtaer Kreistag nur noch 15 Prozent der Plätze von Frauen besetzt. Sie sei sich sicher, dass viele politischen Entscheidungen anders ausfallen würden, wenn mehr Frauen daran beteiligt wären, sagte Brokamp. Als Beispiel nannte sie die Förderung von Medizinpraktika im Landkreis. Keine schlechte Sache, aber warum nicht auch die dringend notwendige Hebammenausbildung fördern, fragte sie.

Foto:U.kl.Hillmann
Foto:U.kl.Hillmann

Das Modell des meist männlichen Hauptverdieners und eines Zuverdienstes durch die Frauen sei mit 60 Prozent immer noch das vorherrschende Familienmodell in Deutschland, wusste Brokamp. Die meist weiblichen Alleinerziehenden seien am stärksten von Armut betroffen, vierzig Prozent von ihnen lebten unterhalb der Armutsgrenze. Auch Altersarmut sei in erster Linie weiblich, denn geringere Löhne, Teilzeitarbeit, das Unterbrechen der Berufslaufbahn für die Familie und die vielen Minijobs – im Landkreis Vechta arbeiten 20,3 Prozent der Frauen in diesem System - würden dazu führen, dass die Rente bei Frauen deutlich niedriger ausfalle. Heutige Rentnerinnen würden im Schnitt nach 15 Jahren Rentenbezug 25.000 Euro weniger bekommen als Männer, sagte Brokamp. „Männer, wenn ihr Helden sein wollt, macht Eure Frauen stark“, zitierte sie daher die Schriftstellerin Ildikó von Kürthy.

Foto:Ludger Heuer BMO Pressestelle

Zum offensiven Eintreten für Frauenrechte, zur Gleichbehandlung im Arbeitsleben und Lohnsystem rief Ulrike kl. Hillmann, Vorsitzende des Oldenburger Landesverbandes der kfd, abschließend auf. „Die Stunde der Frauen ist gekommen, aber es ist noch viel Luft nach oben“, fasste sie die Veranstaltung zusammen.

Ludger Heuer

Foto:U.kl.Hillmann
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